Markus Gerhardy

Markus Gerhardy aus Gieboldehausen ist Landwirt, Vorsitzender des Landvolks Göttingen und baut für Einbecker Regionale Braugerste an. Was macht für ihn Regionalität aus, was gefällt ihm an der Kooperation mit uns – und was brauchen er und seine Kollegen, um erfolgreich (land)wirtschaften zu können? Das verrät er uns im Interview.

Markus, kannst du etwas über die Geschichte deines Betriebs erzählen?

Meine Eltern haben 1968 hier in Außenlage einen landwirtschaftlichen Betrieb neu aufgebaut und haben damals eine betriebliche Konzeption mit Milchviehhaltung gewählt. Ich habe ihn nach Ende meines Studiums im Jahr 2000 übernommen und zum Ackerbaubetrieb weiterentwickelt.

Wie viele Personen arbeiten hier?

Ich habe einen festen Mitarbeiter und in den Arbeitsspitzen zur Ernte und Aussaat unterstützen mich weitere Saisonarbeitskräfte. Einige sind mittlerweile seit über 40 Jahren neben ihrer beruflichen und privaten Aktivität sehr regelmäßig in unsere betrieblichen Abläufe involviert.

Was wird angebaut?

Wir nutzen die Möglichkeiten, die wir hier auf diesem hervorragenden Ackerbaustandort haben, in all ihrer Heterogenität: Wir haben Marktfrüchte wie den Winterweizen, den Winterraps oder die Wintergerste. Wir bauen aber auch in nennenswertem Umfang Zuckerrüben an, die in den Zuckerfabriken oder auch in der Biogasanlage verarbeitet werden. Ich baue hier Ackerbohnen für pflanzenbasierte Proteine an und die Braugerste.

Und wen beliefert ihr mit euren Erzeugnissen?

Mit den Marktfrüchten die regionalen Händler, die Nord- und die Südzucker mit den Zuckerrüben. Und wir beliefern das Einbecker Brauhaus bzw. die Ireks-Mälzerei mit der Braugerste.

Was bedeutet Regionalität für dich?

Wertschöpfung und Wertschöpfungsketten in einer Region darstellen zu können. Beim Weizen oder der Zuckerrübe haben wir keine Wiedererkennung, wo der Weizen herkommt, der in den Brötchen verbacken wird, oder der Zucker, der aus den Rüben gewonnen wird, können wir in keiner Kette darstellen. Darum ist es für mich als Ackerbaubetrieb wunderbar, mit der Braugerste eine regionale Wertschöpfungskette herstellen zu können, von den hier gezüchteten Sorten über die Mälzerei bis zur Verarbeitung in der Brauerei in Einbeck.

Was schätzt du an unserer Region besonders?

Das Abwechslungsreiche: Wir haben flache Landschaft, aber auch Hügel und sehr viel Wald. Wir haben Ackerbau-Standorte, die das landwirtschaftliche Herz zum Leuchten bringen und damit die Möglichkeit, in unterschiedlichen Kulturen produzierend tätig zu sein. Ich finde es wunderbar hier.

Woher kommt es aus deiner Sicht an, damit regionale Produkte erfolgreich sind?

Vor allem darauf, dass der Verbraucher sie nachfragt und erkennt, welche Wertschöpfungs- und Produktionsstufen notwendig sind. Dass es einen unmittelbaren Zusammenhang gibt zwischen dem, was man dort draußen wachsen sieht und was man nachher im Supermarkt, im Getränkehandel oder wo auch immer einkauft. Alles hat seine Entstehungsgeschichte.

Wie wirken sich Klima und Bodenbeschaffenheit auf die Qualität der Braugerste aus?

Wir sehen im Rahmen der klimatischen Veränderungen, dass wir einen vorzüglichen Standort haben. Auch in Jahren mit extremer Trockenheit gibt es hier in Südniedersachsen immer noch eine relativ gute Niederschlagsverteilung und Böden, die in der Lage sind, große Wassermengen zu speichern. Die Wintervorräte, wenn sie denn aufgefüllt sind, versorgen die Bestände während der Vegetation. Insofern ist eine ordentliche Wasserversorgung in der Regel gegeben, obwohl wir hier über keine Beregnungsmöglichkeiten verfügen.

Eine Herausforderung bei Braugerste ist, den Stickstofffluss aus dem Boden heraus gut abschätzen zu können, um nachher die gewünschten Qualitäten zu produzieren, die bei der Braugerste gerade darin bestehen, dass wir keine hohen Eiweißgehalte in der Gerste haben. Es bedarf eines gewissen Fingerspitzengefühls im Anbau, wie das Nachlieferungsverhalten der Böden generell ist und konkret im jeweiligen Jahr.

Was treibt dich als Landwirt an?

Mit den Herausforderungen des Wetters und den unkalkulierbaren Umständen umzugehen und täglich neue Entscheidungen zu treffen. Es gibt keine Schablone. Was in den letzten fünf Jahren richtig war, muss heute nicht richtig sein. Das erfordert, sich immer wieder neu anzupassen und neu nachzudenken. Ich finde das in hohem Maße spannend.

Was macht dir Sorgen?

Die großen Volatilitäten, mit denen wir mittlerweile zu tun haben. Die kann ich als Landwirt nicht beeinflussen und auch nur zu Teilen prognostizieren. Sie haben aber enormen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg meines Betriebs. Heute, nach Corona und seit dem Krieg in der Ukraine, sprechen wir wieder in ganz anderer Art wieder über Versorgungs- und über Nahrungsmittelsicherheit, über regionale, lokale, nationale Produktion. Das alles sind Dinge, die unseren Job herausfordern. Es ist notwendig, dass wir von Seiten der Politik stabile Rahmenbedingungen bekommen, um eine produktive Landwirtschaft betreiben zu können.

Was schätzt du an der Zusammenarbeit mit Einbecker und was erwartest du von ihr?

Ich finde es unheimlich spannend, ein Produkt herzustellen, das beim Kunden eine positive Assoziation hat: Das Endprodukt Bier wird in Situationen der Freude konsumiert, wo man zusammen ist und feiert. Dazu beizutragen, einen kleinen Baustein zu liefern, das ist für mich als Ackerbauer eine ganz tolle Sache.

Nutzt du die Kooperation mit Einbecker auch für den Erfahrungsaustausch mit den anderen Landwirten?

Es ist gelungen, eine tolle Gemeinschaft zu etablieren, bei der es neben dem gemeinsamen Ansinnen, Braugerste anzubauen, zu produzieren und zu verkaufen, auch darum geht, mit den Landwirten, mit den Ansprechpartnern aus der Mälzerei und dem Brauhaus heraus in Kontakt und Austausch zu treten und ich halte das für ein ganz wichtiges Element.

Welche Einbecker-Sorte ist dein Favorit – und warum?

Wir waren hier immer Konsumenten von Einbecker Brauherren Pils. Ich freue ich mich aber auch über das naturtrübe Radler als tolle Ergänzung des Sortiments.

Lieber Markus, vielen Dank für deine Zeit und deine Arbeit!

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